Relativ gut erhalten ist der Leichenstein, wie es in den zeitgenössischen Schriften heißt, von Johann und Metta Reder. Dieser liegt direkt unter der Taufe. In der Mitte wird eine Biblische Szene dargestellt, darunter stehen in den Stein gemeißelt die Namen der Begrabenen sowie das Todesjahr. Eine umlaufende Inschrift bezieht sich auf Jesus Christus, „der auferstanden ist von den Toten“. Die zweite Grabplatte, vom Altar ausgesehen, ist die größte. In den vier Ecken sind Engel dargestellt und in der Mitte wieder eine biblische Szene.
Pastor Wehber schreibt 1784 in einem umfassenden Bericht über seine Kirchengemeinde, dass Gräber in der Kirche an verschiedene „Eingepfarrete“ verkauft seien, „die daraus ausgemauerte Begräbnisstellen haben machen lassen“.
Er nennt in seinem Bericht vier Namen von Begrabenen bzw. Besitzern dieser Begräbnisstellen: Johann Köpcke, Garlef Köster, Jacob Kieck und Claus Dede. Namen sind lediglich auf drei Grabplatten noch lesbar: Gerdt und Catharina Kieck, wie schon erwähnt Johann und Metta Reder und Hein und Catharina Feldtmann. Letztere teilten sich ursprünglich das „Grab-Gewölbe“ mit Jacob und Gesche Garrn, deren Grababdeckung aber nicht mehr vorhanden ist.
Die Begräbnisplätze waren erblich, so dass die Nachkommen ebenfalls dort begraben werden durften. Alheit Kiecks hatte 1725 jedoch den Wunsch, dass das Grab, das sie für ihren verstorbenen Mann Gerdt und sich kaufte, nach ihrem Versterben „bis zu ewige Zeiten“ nicht wieder geöffnet werden dürfte.
Nicht jeder hatte ein Anrecht auf eine Grabstelle in der Kirche. Das seinerzeitige Ansehen der hier Begrabenen ist kaum zu ermitteln. Auf jeden Fall mussten sie wohlhabend gewesen sein, denn natürlich hat sich die Kirche den besonderen Begräbnisplatz gut bezahlen lassen.
Die Gräber der Pastoren befanden sich direkt am Altar. Rechts neben dem Altar liegt eine kleine Platte, deren Inschrift kaum noch zu entziffern ist. Aber immerhin ist so viel lesbar, dass man davon ausgehen kann, dass sie einst die Grabstätte eines oder mehrerer Pastoren abgedeckt hat. Sie könnte sogar aus dem 17. Jahrhundert sein.
Vor dem Altar, dort wo die Konfirmanden und Brautpaare niederknien, befindet sich eine weitere Grabplatte. Die Inschrift gibt Auskunft über den Verstorbenen: „Dieser Stein bedecket das Gebein eines in Gott sehligen dem hochwol ehrwurdigen hochwol gelarten Herrn Pastor Ameling Koneke.“ Ameling Koenecke, geboren 1677, war 46 Jahre in Borstel als Pastor tätig und starb 1754. Auch sein Vorgänger, Pastor Johann Conrad Reben, ist, so die Kirchenbucheintragung, „alhier in seinem Gewölbe so ihm eigen bestätiget worden“ am 22.4.1719 bestattet worden.
Wesentliche Informationen zu den historischen Bestattungsformen aus: H. P. Siemens, Geschichte der Gemeinde Borstel/Zesterfleth, Jork 1952