Geschichte der St. Nikolai - Kirche

1221 wird das Kirchspiel erstmals erwähnt. Alten Nachrichten zufolge hat die erste Kirche von Borstel in dem früher Zesterfleth genannten Kirchspiel auf dem Hanöfersand gestanden. Die durch Sturmfluten zerstörte Kirche scheint im 14. Jahrhundert auf das Festland in den Borsteler Ortsteil Kohlenhusen verlegt worden zu sein.  Wohl 1380 und 1393 zerstörten Sturmfluten auch die zweite Kirche. Daraufhin errichtete man einen Neubau an der heutigen Stelle. Im Jahr 1400 spricht man in einer Urkunde von einer „neu errichteten Parochial-Kirche in „Tzesterfleth“, genannt „to deme Borstelde“. Sie liegt auf einer Wurt neben dem ehemaligen bischöflichen Zehnthof, dem heutigen Wehrtschen Hof, im Norden. Auch der alte Friedhof wurde mit auf der Wurt angelegt.

1570 erhält die Kirchengemeinde St. Nikolai Borstel erstmalig einen protestantischen Pfarrer, der vom St. Andreas Stift in Verden einberufen wurde.

Von dem kurz vor 1400 entstandenen einschiffigen spätgotischen Bau mit dem ungewöhnlichen fünfeckigen Chorabschluß im Osten sind nur noch Reste des Mauerwerks erhalten, das an den großformatigen Steinen zu erkennen ist (Westseite außen, Ostseite innen, Teile der Südwand). Die kleinformatigen Steine des Mauerwerks und die Stützpfeiler der Südwand stammen von einer gründlichen Renovierung in den Jahren 1770-72, während das Mauerwerk der Nordwand 1875 restlos erneuert werden musste.

Der 40 m hohe, hölzerne Glockenturm wurde 1695 mit 1m Abstand vor dem Westgiebel errichtet, der mit seinen schönen Spitzbogenblenden ursprünglich Schaufront war. Das Geläut besteht aus zwei Glocken: Die 1771 in Hamburg gegossene kleine Glocke trägt die Inschrift „Ich rufe die Lebendigen zur Buße und die Toten zur Ruhe. Als Ersatz für die im 2. Weltkrieg eingeschmolzene, ebenfalls in Hamburg gefertigte große Glocke von 1763 wurde 1951 in Heidelberg eine neue Glocke gegossen. Die kleine Schlagglocke der Turmuhr unter dem für Kirchen im Alten Land typischen Dacherker am Turmhelm entstand um 1200. Sie hat eine steile Zuckerhutform und gehört zu den ältesten Stücken an Kirchenausstattungen im Alten Land.

Der Innenraum der Kirche wurde 1772 umfassend renoviert.

Kanzelaltar

Paul Spangenberg, Tischlermeister aus Borstel, fertigte 1770 – 1772 den spätbarocken Kanzelaltar. Die Integration der Kanzel in den Altar ist eine besondere protestantische Altarform aus dem 17./18. Jahrhundert. Vor der Renovierung befand sich die eigentliche Kanzel an der Südseite der Kirche, der ursprüngliche Altar stand an derselben Stelle wie der jetzige. 

Ein Kanzelaltar drückt die Gleichberechtigung von „Wort“ (Kanzel) und „Sakrament“ (Altartisch) aus. Das auf dem Altartisch stehende Holzkreuz ist von 1520.    

 

 

Taufbecken

Die Taufe der St. Nikolai–Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist der älteste Kunstgegenstand der Kirche. Sie wurde 1325 von Meister Ulricus aus Bardowick/Lüneburg geschaffen und stand schon in der Vorgängerkirche. Der Bronzekessel steht auf vier Stützfiguren - eine im Erzbistum Bremen durchaus übliche Form. Auf dem Becken selbst ist viermal der thronende Christus dargestellt, der von je vier Medaillons mit Evangelistensymbolen umrahmt wird.  Zwischen den Christusdarstellungen sind Paulus, Petrus, ein jugendlicher Heiliger und ein Märtyrer abgebildet. „Wer getauft ist in dieser Heiligen Quelle, ist gewaschen“ („gewaschen“ im Sinne von „rein“), so die umlaufende, lateinische Inschrift auf unserem Taufbecken. 

Die Abdeckung des Bronzekessels ist jüngeren Datums. Sie besteht aus einer flachen Schale mit einer umlaufenden Schrift: „Lasset die Kinder zu mir kommen“. 

Madonna

Die aus Eichenholz gefertigte „Madonna auf der Mondsichel“ wurde zwischen 1475 und 1500 geschaffen.  

 

Bemalung

Die Bemalung der Kirche geht wesentlich auf die Renovierung von 1770/72 zurück. Der Hamburger Maler Friedrich Nikolaus Schnibbe bemalte die neu eingebauten Emporen und das hölzerne Tonnengewölbe. Das Gestühl und die Wandpaneels wurden 1924 vom Hamburger Maler Hans Förster umgestaltet.

 

Oster- und Taufkerzenständer

Während der Tauffeier wird die Taufkerze an der Osterkerze entzündet. Diese symbolisiert „Christus als das Licht der Welt, das die Finsternis erhellt. Damit wird die Verbundenheit des Täuflings mit Christus ausgedrückt. 

Die Osterkerze der St. Nikolai–Kirche steht auf einem besonderen Kerzenständer, der voll Symbolkraft ist. Er ist aus Borsteler Kirschholz geschnitzt und zeigt mit Apfel, Birne und Kirsche typische Motive aus dem Alten Land. Am oberen Ende erkennen wir einen Fisch und eine Taube. Die Taube symbolisiert den Heiligen Geist und der Fisch steht für das älteste Christussymbol und das Bekenntnis zu Jesus Christus. Der Ständer wirkt wie ein Baumstamm mit festen Wurzeln.

Herbert Wenk aus Winsen hat den Kerzenständer geschaffen. 

 

Alte Gräber

In früheren Zeiten war es möglich, in der Kirche bestattet zu werden. Sieben Grabplatten geben hiervon Zeugnis ab. Der eigentliche Friedhof der Kirchengemeinde befand sich auf dem Gelände um die Kirche herum. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der neue, heutige, Friedhof angelegt. Grabkreuze, die hinter der Ostseite der Kirche aufgestellt sind, erinnern daran.

Lesen Sie mehr zu den alten Bestattungsorten. 

/kg_borstel/Friedhof/Alte-Graeber